Lehrkräftemangel in Sachsen
Am Mittwochabend stellte sich der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer den Fragen von Eltern, Lehrkräften und Jugendlichen an einem Bautzener Gymnasium. Durch den hohen Unterrichtsausfall blicken sie voller Sorge auf ihre Abschlüsse und die Unterrichtsqualität. Doch der Ministerpräsident übersieht die Wurzel des Problems und hetzt stattdessen gegen unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Die Jusos Sachsen fordern echte Lösungen.
“Wenn Herr Kretschmer behauptet, der Lehrkräftemangel werde durch eine hohe Anzahl an geflüchteten Kindern ausgelöst, verkennt er vollkommen die Ausmaße des Problems. Nicht erst seit 2015 oder dem russischen Angriffskrieg herrscht Not an den Schulen. Dieses Problem ist seit Jahrzehnten hausgemacht durch das CDU-geführte Kultusministerium”, sagt Editha Matthes, stellvertretende Juso-Landesvorsitzende. Und weiter: “Die Ursachen liegen in den hohen Abbruchquoten im Lehramtsstudium und Referendariat sowie an den unattraktiven Arbeitsbedingungen, die junge Menschen abschrecken, diesen Weg überhaupt erst einzuschlagen.”
Laut einer durch die GEW beauftragten Studie aus dem Jahr 2022 liegt die Arbeitszeit von Lehrkräften durchschnittlich bei knapp 50 Stunden pro Woche, an den Gymnasien sogar bei über 51 Stunden. Bei jungen Lehrkräften liegt sie sogar deutlich höher, da sie den Unterricht erstmalig vorbereiten und nicht auf ihre alten Entwürfe aufbauen können. Viele Lehrkräfte sind gesundheitlich ohnehin schon an der Belastungsgrenze. Wird die Arbeitszeit nun weiter erhöht, wie es der Ministerpräsident fordert, droht das Schulsystem vollends zusammenzubrechen.
“Der Ministerpräsident ist offenbar mehr damit beschäftigt, Sündenböcke für die verfehlte CDU-Bildungspolitik zu suchen, als die Probleme wirklich anzugehen. Dass Michael Kretschmer nun Geflüchtete für den Lehrkräftemangel verantwortlich macht, ist geschmacklos und befeuert Fremdenfeindlichkeit in Sachsen unnötig weiter”, stellte der stellvertretende Juso-Landesvorsitzende Lukas Peger klar. Die Jusos Sachsen fordern echte Lösungen: Eine grundlegende Reform des Lehramtsstudiums verbunden mit einer Ausfinanzierung, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Schulen, sowie eine schnellere Zulassung von zugewanderten Lehrkräften für den sächsischen Schuldienst.