Gas und Atom nicht als ‘nachhaltige Investitionen’ deklarieren
„Für den Umweg von Kohle zu Gas zu Erneuerbaren Energien – dafür haben wir überhaupt keine Zeit mehr“, brachte es der Klimawissenschaftler Niklas Höhne am 20. Oktober 2021 bei einer Pressekonferenz auf den Punkt und widersprach damit auch denjenigen, die darauf beharren, dass wir Erdgas für unsere Versorgungssicherheit bräuchten.
Friederike Buß, stellvertretende Vorsitzende der Jusos Sachsen, stellt klar: „Erdgas als ‘grüne Energie’ zu labeln – das passt nicht zum 1,5-Grad Ziel. Eine Sozialdemokratie muss auch ökologisch sein, denn die Folgen des Klimawandels treffen zuerst die finanziell Schwächsten – und dann den Rest. Die Panikmache vor dem drohenden Blackout ist faktisch nicht haltbar. Eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien ist laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ab 2030 möglich und dringend nötig. Wir befinden uns in einer klimatischen Ausnahmesituation, die entschlossenes politisches Handeln verlangt.“
Nach wie vor wird an der Speicherung und der intelligenten Verzahnung unterschiedlicher Erneuerbarer Energien geforscht, doch die Mehrheit der Lösungen liegt bereits auf dem Tisch und muss nur noch umgesetzt werden. Es braucht einen flächendeckenden schnellen Umbau durch viele dezentrale Lösungen und die energetische, konzeptionelle und finanzielle Beteiligung von Anwohner:innen, die mehrheitlich motiviert und willens sind, ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten und gleichzeitig von den langfristig entstehenden lokalen Jobs und der Beteiligung profitieren.
Tony Marggraf, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender der Jusos Sachsen, ergänzt: „Wir brauchen alle klugen Köpfe, alle Arbeitskraft und alles Geld, was aktuell auf Irrwegen von Gas- oder Atom verloren geht, viel dringender bei der Versorgung Deutschlands mit Erneuerbaren Energien. Dazu ist es notwendig, dass unsere politische Führung adäquate Gesetze verabschiedet, die im Interesse unserer aller Zukunft sind. Die EU darf sich weder Greenwashing hingeben, noch darf sie Ressourcen und Steuergelder für Scheinlösungen verschwenden.“
Die EU-Kommission will riskante Atomkraftwerke und ebenso klimaschädliche Gaskraftwerke als „nachhaltige Investitionen“ einstufen, obwohl es für strahlenden Atommüll nach wie vor keine Lösung gibt und Atomunfälle durch sich mehrende Naturkatastrophen nicht ausgeschlossen werden können. Zudem führt Erdgas als fossiler Energieträger langfristig weiterhin zu Emissionen, die wir uns im Anbetracht des uns verbleibenden CO2-Budgets nicht mehr leisten können. Dies liegt daran, dass bei der Förderung von Erdgas zum einen Methan entweicht und zum anderen Gasaustritte auch von anderen klima- und gesundheitsschädlichen Gasen durch undichte Leitungen beispielsweise beim Transport nicht ausgeschlossen werden können. Erschwerend kommt hinzu, dass die Förderung von sogenannten ‘Brückentechnologien’ die Energiewende auf unbestimmte Zeit aufschieben.