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+++ Blog – Islam in Sachsen (1) +++

Ich wurde gefragt „Wie siehst du die Situation der Muslime in Sachsen?“. Es gibt schon seit Jahren Vorurteile gegenüber dem Islam und den Menschen, die den Islam leben. Genau diese Vorurteile wurden gestärkt, durch die Terrortruppe IS (Islamischer Staat). Viele Menschen in Deutschland und besonders in Sachsen haben nicht die Erfahrung gemacht, mit einer oder einem Muslime/n zu reden bzw. deren Lebensgestaltung mitzuerleben. Dadurch entstehen Vorurteile, die durch Medien und durch die “Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) getragen werden, und die die Bürgerinnen und Bürger glauben lassen, dass die Muslime in Deutschland alle Verbrecher seien. In der Öffentlichkeit kursieren viele Missverständnisse und Vorurteile über die angeblich so hohe „Ausländerkriminalität“. Wenn wir genauer hinschauen und uns die Fakten genau anschauen, würde eines auffallen: Dass es eine geringe Ausländerkriminalität in Sachsen gibt und eine noch geringere Kriminalität der Muslime in Sachsen. Ich habe auch persönlich Erfahrungen gemacht, die mich zweifeln lassen, ob ich mich wirklich auf Dauer in Deutschland wohlfühle. Eine Erfahrung hat mich besonders bedrückt. Während ich mit der Straßenbahn zum Training gefahren bin, hat eine Frau, bevor ich aussteigen wollte, halblaut vor sich hin gesagt: „Ich werde am Montag ins Rathaus gehen, und nur Deutsche Bahnen beantragen.“. Daraufhin habe ich sofort geantwortet: „Das können sie gerne machen, ich arbeite im Rathaus. Wir können uns gerne nach ihrer Arbeitszeit richten und einen entsprechenden Termin vereinbaren.“ Gleich danach bin ich ausgestiegen und den restlichen Weg zum Training gelaufen. Meine Mutter hat eine ähnliche Situation erlebt. Sie war in einem Einkaufszentrum. Gleich nach dem Betreten des Geschäftes, wurde sie von einer etwas älteren Dame halblaut angegangen, dass „Frauen mit Kopftuch alle furchtbar wären“. Ich habe auf eine Antwort von meiner Mutter gewartet und gehofft, aber sie hat sich
eher geschämt.
Auf Nachfrage, wie sie sich fühle, sagte sie mir, dass sie sehr traurig sei. Sie wollte nicht respektlos ihr gegenüber sein, weil sie älter als meine Mutter ist. Nach einer Weile, hat mir meine Mutter noch gesagt, dass sie ihr liebend gerne mitgeteilt hätte, dass nicht alle Muslime Verbrecher sind und es auch viele deutsche Menschen gibt, die Verbrechen begehen. Jetzt stehen die Fragen: Fühlt man sich wirklich wohl? Welche unangenehme Momente gibt es noch? Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten. Im Großen und Ganzen fühle ich mich in Deutschland sehr wohl, und freue mich jeden Tag aufs Neue, hier leben und aufwachsen zu können. Obwohl ich auch manchmal mitbekomme, dass es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Nazis gibt, kann ich mir kein anderes Land als Deutschland vorstellen, in dem ich gerne leben und aufwachsen würde.
Muhamad Helas Rehat