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+++ Blog +++ Besuch der “Hölle von Hoheneck”

Das Frauenzuchthaus Hoheneck im erzgebirgischen Stollberg galt zur DDR-Zeit als „Hölle der Frauen“. Am vergangenen Samstag machten sich neun Jusos auf den Weg zur Gedenkstätte um mehr über diesen Ort zu erfahren.

Hoch oben auf dem Berg thront die Jahrhunderte alte Burg, welche man von überall in der Stadt erblicken kann. Ihre alten braun-grauen Mauern und der rustikale Baustil lassen sie gefährlich wirken. Der perfekte Ort für ein grausames Gefängnis. Mittlerweile sind die Mauern zugewachsen und der Stacheldraht hängt nur noch kraftlos an den Mauern herunter.  

Ein älterer Mann, welcher sich als Nachbar des Gefängnisses vorstellt, führt uns durch das alte Gefängnis. Doch nicht so alt, wie wir feststellen, denn das Gefängnis Hoheneck war bis 2001 noch in Betrieb. Für maximal 600 Insassinnen konzipiert, waren zu Zeiten der KSZE Schlussakte von Helsinki schon mal 1600 Frauen inhaftiert.

Wir betreten Hoheneck durch den Gefängniswärtereingang und können uns ein Bild davon machen, wie die Menschen damals am Eingang eines Gefängnisses gearbeitet haben mussten. Es war sehr eng und die Decken sehr niedrig. Außerdem wurde der speziell der Eingangsbereich sehr verwinkelt gebaut, was es flüchtigen Insassen unmöglich machen sollte, den Weg in die Freiheit zu finden. Überall blätterte die Farbe von den Wänden ab, es roch nach abgestandener Luft und viele Schlösser und Türklinken rosteten bereits.  

Durch den Eingangsbereich wurden wir in den Innenhof des Gefängnisses geführt, wobei uns die Sicherheitstechnik des Gefängnisses erklärt wurde. Zusätzlich wurden auf den Gefängnismauern nach oben ragende Glasscherben einbetoniert, um potentielle Flüchtige davon abzuhalten über die Mauer die Freiheit zu suchen.  

Uns wurden die Zellen der Insassen gezeigt, ebenso wie die Flure, besondere Bestrafungsräume und die Zimmer der Mitarbeiterinnen. Auch besichtigten wir die Kapelle des Gefängnisses, den Keller und den Dachboden, welcher früher als „Freizeitbereich“ genutzt wurde.  Leider ist sehr viel im Gefängnis bereits verfallen und es lag schon einem Diebstahl zum Opfer wie uns erzählt wird. Deshalb fehlen viele Gegenstände im Gefängnis.

Nach der kurzen Fahrt zurück nach Chemnitz und einem Mittagessen stand noch der zweite Veranstaltungspunkt an: ein Zeitzeugengespräch mit Gisela Kallenbach. Sie gehörte schon immer dem Christentum an, weshalb sie die Jugendweihe verweigerte und ihr aus diesem Grund das Abitur verwehrt wurde. Sie war Abgeordnete der Grünen im Europaparlament und im sächsischen Landtag, weshalb sie in unserer Gesprächsrunde sehr viel zu erzählen hatte und uns schnell bewusst wurde, welch beeindruckende Frau sie ist. Ihre Ausführungen gaben uns einen guten Einblick in die Gegebenheiten der DDR-Zeit und die Förderung des SED-Regimes für Frauen und Familie. Auch zu den heutigen Zuständen der Gesellschaft in Zeiten von PEGIDA, AfD etc. hatte sie ihre Meinung, welche sie mit uns ausdiskutierte.  

Früher hat sie vor allem in der Verwaltung gearbeitet, wobei ihr eins klar wurde und was für uns sehr interessant zu hören war: jedes Gesetz, außer den Naturgesetzen, wurde von Menschenhand geschaffen und ist demzufolge auch zu ändern. „Das geht nicht“ – gibt es also im Grunde genommen überhaupt nicht.  

 

MaxiKöhler, 15. Juni 2016
Schülerin, aktiv bei der Jugendpresse Sachsen